W H I S K Y

oder

Wie alles begann - eine wahre Geschichte!

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Der 17.12.2000 sollte einer derjenigen Tage werden, der sich einem Menschen für immer in die Gehirnwindungen einbrennt, obwohl es nur der Beginn einer Folge von Ereignissen war.

Vorausgegangen war wiederum ein anderes Geschehen, welches ursächlich war, aber erst einmal der Reihe nach...

Also kurz vor Weihnachten meldete sich mein Cousin bei meiner Mum und man erzählte sich so allerlei, was man sich halt so vor Weihnachten erzählt, um die Familientradition zu pflegen.

Im laufe des Gespräches erzählte mein Cousin dann auch, dass ihm vor einer Woche eine kleine sehr süße Katze zugelaufen sei.

Dieses süße getiegerte kleine Büschel Fell, von ca. 3-4 Monaten, sei einfach hinter ihm her gelaufen und hätte ihn und seine Familie quasi adoptiert.

Er habe anfangs versucht es zu verscheuchen, erfolglos.

Bedauerlicherweise hat nun aber sein Sohn eine sehr starke Allergie und alle Tierhaare sind Gift für der Knirps.

So stand nun mein Cousin vor dem Problem, wohin mit dem Wurm, also mit der Katze, nicht mit seinem liebsten Sohn natürlich, dies sei nur der Vorsicht halber hier erwähnt.

Auch Ermittlungen in der unmittelbaren Nachbarschaft blieben ergebnislos und trotz der Tatsache, dass die ganze Familie das kleine Bündel bereits in ihr Herz geschlossen hatten, insbesondere die Kinder, blieben leider nur wenig Alternativen.

Der einzige Ausweg, der nach Abwägung sämtlicher Möglichkeiten übrig blieb, war das Tierheim in Aachen.

Natürlich ist eine solche Perspektive niemals befriedigend, aber es gab nun mal keine andere.

Ich hatte gerade meine erst zweijährige Katze Pouquita

durch einen Unfall verloren.

Als meine Mum nun dies hörte, hatte sie zwar Verständnis für diese Entscheidung, war auch enttäuscht. Warum hatte mein Cousin nicht erst einmal bei uns angefragt? Zumal der plötzliche Verlust von meiner Katze Poquita ein großes Loch in unseren Herzen hinterlassen hatte?

Ursächlich für den Verzicht, bei uns einmal nachzufragen fand sich dann auch leicht und zu personifizieren mit dem Namen Betty, der Schwester meiner Mutter.

Diese war der irrigen Annahme und das mit brutaler Überzeugung, wir würden bei uns nur grundsätzlich Kater beherbergen. ????????!!!!!???????????
Dabei wunderte sie sich wiederholt über die immense Ähnlichkeit mit dem Kätzchen und der verblichenen Pouqita!
Keiner weiß wer ihren Geist in dieser Form verwirren konnte, eine solches Gerücht ins Leben zu rufen.
Aber die Wege des Herren sind sonderbar und die von Tante Betty manchmal auch.

Dieses Gespräch brachte zwar Klarheit über die Ursache, warum die Katze schließlich dann doch im Tierheim gelandet war, änderte diesen Zustand dennoch nicht.

Meine Mum erzählte mir die Geschichte.

Es war Wochenende und der Gedanke an die Katze ließ mich einfach nicht mehr los.

Ohne die Katze jemals persönlich kennengelernt zu haben, hatte ich das Bedürfnis etwas zu unternehmen.

Der Sonntag kam und der Entschluß wurde konkret.
Ab zum Tierheim, um sich den Wurm einfach mal anzuschauen.
Der einzige Weg Gewißheit zu erhalten, ob man sich für oder gegen einen weiteren Zuwachs entscheiden soll.

Bis hierhin ist die ganze Angelegenheit relativ unspektakulär und spielt sich vermutlich in tausend anderen Familien tagtäglich ab.
Na ja in fast allen!

Ankunft beim Tierheim Aachen.

Problem, das Tierheim hatte vor Weihnachten keine Besuchszeiten mehr.
Das sollte das geringste Problem werden.
Durch so was läßt sich doch unsereins nicht abschrecken und erst recht nicht im Hinblick auf unsere Intention.
In Zweifelsfällen kann man völlig gefahrlos die Klingel betätigen.

Gesagt, getan und Klingelknopf gedrückt.
Ding dong, warten es wurde aufgetan.

Ein Mann mittleren Alters öffnete und ich schilderte die Problematik und den konkreten Anlaß des Erscheinens.
Dies schien ihn dann doch in gewisser Form nicht ganz unbeeindruckt gelassen zu haben und er teilte mit, dass er dies nicht entscheiden könnte, er aber jemanden holen würde der vielleicht weiter helfen könne. Mit diesen Worten bat er unsereins in den Innenbereich des Tierheims.

Zu diesem Zeitpunkt war mir noch nicht bewußt, wie viel Bedeutung man dem Wörtchen VIELLEICHT beimessen sollte!

Er verschwand in einem der Gebäude und nach einem kurzen Augenblick erschien eine Frau in den beginnenden Vierzigern.

Die Sache einen vielversprechenden Verlauf zu nehmen. Freundlich streckte ich der Frau mit knallrot gefärbten Stoppelhaaren meine Hand hin, um mich höflich vorzustellen.

Sie ihrerseits verschränkte ihre Arme und sagte in einem unhöflichen zickigen Tonfall: "Jaaaa bitte?!"

So weit so gut. Ich ignorierte ihre abweisende Haltung und versuchte mein Ansinnen in Worte nachvollziehbar zu fassen.

Sie machte sich gar nicht die Mühe sich die Geschichte anzuhören, sondern unterbrach mich schroff mit den Worten:

„Vor Weihnachten geben wir hier keine Tiere raus.“

Nicht müde nochmals auf die Besonderheit dieses Falles hinzuweisen, versuchte ich erneut eine Erläuterung an die Frau heran zu tragen, aber auch hier prallte ich sinnbildlich an ihrer kalten Schulter ab.

Man wurde unter Wiederholung ihrer Floskel zu der eben erst durchschritten ‚Tür zu Hoffnung‘ hinausgeschoben.

Ohne Kommentar und mit absolutem Desinteresse warf sie die Türe ins Schloß!

Anfängliche Enttäuschung schlug mehr und mehr in Groll und Agression um.

Selbst eine kritische Selbstanalyse brachte keine Befriedigung.
Es war absolut kein Fehlverhalten oder einen Anlaß zur Abneigung oder Mißverständnis erkennbar.

Alles in allem änderte keine Gefühlswallung zum derzeitigen Zeitpunkt die Situation.
Da konnte man schlicht und ergreifend nur auf den Montag warten.

Und der Montag sollte dann auch kommen

Mit neu gewonnenem Optimismus begab ich mich erneut zum Tierheim.

Bei Eintreffen fuhr ein kleiner Transporter vor, darin sah ich meine Chance, jemanden anzutreffen, der Interesse und Verständnis für mein Ansinnen hätte.

Flinken Schenkels begab ich mich zu diesem Fahrzeug.

Ich hatte das Fahrzeug schon fast erreicht, als die Wagentüre auf der Fahrerseite aufsprang und jemand aus dem Fahrzeug stieg.
Ich glaube ich habe dann einen Moment inne gehalten, als ich gewahr wurde, wer da aus diesem Fahrzeug ausstieg.

Es war genau die gleiche rothaarige, stoppelige ‚Anfangvierziegerin‘ von gestern.

Neuer Tag neues Glück dachte ich so bei mir, vielleicht
(und da ist schon wieder dieses gefährliche Wort: VIELLEICHT)
war sie einfach nur schlecht drauf oder hat mich nicht richtig verstanden.

So versuchte ich gerade mein kurzes Verharren wieder in eine dynamische Bewegung umzuwandeln, als sie ihrerseits auf mich noch flinkeren Schenkels zukam.

Ich wollte gerade meine Mundwinkel zu einem freundlichen Lächeln nach oben schieben, als sie ohne Tagesgruß brüllte:

„Ich habe ihnen doch gestern gesagt, sie kriegen hier bis nächstes Jahr kein Tier!“

Ich verzichtete nach diesem herzlichen Empfang gänzlich auf ein Lächeln, sondern beschränkte mich auf ein neutrales Aussehen.

Ich will gar nicht ausschließen, dass meine Mundwinkel ab diesem Moment ausladende Zickzack-Form angenommen hatten.

Ich näherte mich bis auf einen Sicherheitsabstand von ca. 5 cm ihrer Nasenspitze und sagt ruhig aber bestimmt:

„Ihren Namen hätte ich gerne!“

Sie murmelte sich etwas unverstädliches in ihren nicht vorhandenen Bart und ich wiederholte meine zuvor gestellte Aufforderung zur Namenspreisgabe, dabei hatte ich das Gefühl, dass das Weiße meiner Augen mittlerweile durch rot geplatzte Adern angereichert war.

Sie wiederholte wohl den zuvor genannten Namen dieses mal verständlich: „WÖRPEL“!

Dies reichte mir und ich drehte mich auf meinem Absatz zum Gehen um und um das natürliche Weiß meiner Augenpartie wiederzufinden.

Ich bemerkte ein Pärchen, welches nach mir angekommen war und auch Richtung WÖRPEL ging. Interessehalber beobachtete ich aus einer sicheren Entfernung das Geschehen.

In einer ähnlich gearteten Form wurden auch diese beiden von WÖRPEL davonkomplimentiert. Ich konnte nicht umhin, die beiden anzusprechen, denn augenscheinlich war es keine persönliche Aversion gegen mich, sondern generell gegen jeden Tierinteressenten der sich traute persönlich vor Ort zu erscheinen.

Die Frau ging wie paralysiert zum Fahrzeug zurück und setzte sich kopfschüttelnd hinein.

Ich fragt den Mann, ob auch sie abgeblitzt seien.
Dies wurde von ihm, ebenfalls unter ständigem Kopfschütteln bestätigt.
Er sagte, die beiden hätten sich nach einem neuen Hund erkundigen wollen, weil sie bisher immer Hunde aus dem Tierheim zu sich nach Hause geholt hätten.
Hier jedoch wollten sie nicht mehr hinkommen und statt dessen lieber den Weg nach Köln zurücklegen.
Dort würde man freundlich empfangen.
Wobei im Vergleich zu diesem Stelldichein wohl jeder Tagesgruß als freundlich einzustufen ist.

Ich fuhr zurück und eines stand zu diesem Zeitpunkt fest, wer Krieg will, kann Krieg haben.

Ich brauchte einen wirklich verantwortlichen Ansprechpartner des Tierheims.

In den den gelben Seiten fand ich lediglich die offizielle Nummer.

Die freundlichen und hilfsbereiten Männer der Feuerwehr

gaben mir dann netter Weise die Nummer eines zweiten Anschlusses.

Ein wenig Herzklopfen hatte ich schon, als ich dann diese Nummer wählte und auch ein Freizeichen vernehmen konnte.
Nach kurzer Zeit wurde am anderen Ende auch abgehoben.

Es war:

WÖRPEL!!!

HATTE DIE DENN NIE FREI UND IST DA WIRKLICH KEIN ANDERER DER DORT IN DEM HEIM ARBEITET?

Kommentarlos legte ich auf!

Die Lage gestaltete sich schwieriger als erwartet.
Nachdem ich über die Stadt Aachen erfahren hatte, dass es sich bei dem Tierheim um eine private Einrichtung handelt, fand ich eine Beamtin, die nach emotionaler Schilderung der Gesamtumstände die Nummer eines Ansprechpartners mitteilen konnte.

Nach ein zwei tiefen Zügen an meiner Zigarette, es könnte sich auch um eine halbe Packung gehandelt haben,

und einem tiefen Schluck aus der Kaffeetasse, wählte ich die Nummer des Vorsitzenden.

Nach allem erwartete ich einen sehr intoleranten, muffeligen und ungehaltenen Zeitgenossen, ich war jedenfalls auf alles gefasst!

Um so überraschter war ich über den freundlichen Kontakt, der sich nach meiner Vorstellung und der Darstellung meines Anliegens entwickelte.

Bei meiner Darstellung unterließ ich es nur selten an geeigneten Stellen den Namen WÖRPEL ins Spiel zu bringen.

Nach meiner blumigen Schilderung war er sogar so betroffen von dem Geschehen, dass er schließlich vollkommen entrüstet sagte:

"Jetzt fahren sie sofort dahin zurück und sagen, die sollten ihnen die Katze herausgeben!‘

Ich sollte an dieser Stelle nochmals erwähnen, dass ich die Katze bis zu diesem Zeitpunkt ja noch gar nicht gesehen hatte, geschweige denn sie mich, was ja auch nicht als uninteressant einzustufen ist, denn die Katzen suchen sich ihren Menschen oftmals selber aus.
So mußte ich die geweckte Euphorie des äußerst lieben Herren ein wenig dämpfen.

Ich bewaffnete mich dennoch mit dem Katzenkorb und machte mich auf den Weg.

Mein Handy klingelte und die Vizepräsidentin des Tierheims meldete sich.

Wahnsinn, so viel Aufsehen wollte ich ja doch nun nicht machen, läßt sich wohl letztendlich bei kriegerischen Auseinandersetzungen nicht vermeiden -grins-!

Ich wollte doch lediglich mal einen Blick auf die Katze werfen, das war alles!!!

Sie nannte mir dann noch eine andere Mitarbeiterin des Tierheims, an die ich mich wenden sollte.

Wieder beim Tierheim.

Klingeln.

Es dauerte nur einen Augenblick bis sich die Türe öffnete.

Mein Blick blieb an etwas äußerst bekanntem hängen, WÖRPEL die in ihrer gesamten Pracht oder besser gesagt sich in ihrer komplexen Unart in der Türe aufbaute.

Ihr Blick blieb blitzend und ungehalten an dem leeren Katzenkorb in meiner Hand hängen.

Sie kochte und ich meine mich erinnern zu können, dass ich kleine Rauchschwaden aufsteigen sah.

Ich beschränkte mich darauf den Namen meiner Ansprechpartnerin zu nennen.

Das Tor flog ins Schloß! Daran hatte ich mich aber bereits gewöhnt.

Nur kurz war die Türe geschlossen, dann öffente sie sich und endlich zeigte sich ein anderes Gesicht einer Dame mittleren Alters, die mich mit den Worten hereinbat:

"Jetzt kommen sie mal herein und wir klären das ein für allemal!"

Frau Poht, wie die Betreuerin der Katzen hieß, machte direkt unumwunden Vorwürfe:

„Wie können sie verlangen, dass man ihnen eine Katze herausgibt?!“

Ich hatte bis zum jetzigen Zeitpunkt außer guten Tag ohne die Hand zu reichen noch gar nichts gesagt, ja sagen können.

Jetzt war es aber an der Zeit die Schlacht zu schlagen.

Dieser WÖRPEL - Bazillus hatte die Zeit genutzt weitere Mitarbeiter nachteilig zu infizieren.

Kurz und prägnant schilderte ich immer noch in einem ruhigen, aber für meine Begriffe bestimmten Ton die Gesamtumstände des Geschehens von Beginn bis jetzt und ich widerlegte die Behauptung jemals die Herausgabe einer Katze gefordert zu haben.

Die leicht emotionale Schilderung der Ereignisse aus meiner Sicht und die Tatsache, dass ich die Katze, die ich ja immer noch nicht gesehen hatte, auch noch bescheiben konnte ließ die Katzenpflegerin sichtlich auftauen. Uff!!! Sie lachte und endlich gelangte ich unter ihrer Führung zu der Katze.

Endlich sah ich sie dann zum ersten Mal in einem kleinen Käfig eingesperrt.

Das Tiegerchen!

Fröhliches Miauzen schallte mir entgegen und sie drückte ihre Pfote gegen das Gitter, als wenn sie echt darauf gewartet hätte, dass ich vorbeikomme.

Die Ähnlichkeit vom Aussehen bis zum Verhalten war und ist atemberaubent und vielleicht ist Reinkarnation doch kein Mythos!

Und die Moral von der Geschicht, wer aufgibt ändert nichts!

So freuten sich Beteiligte und unbeteiligte Mitwissende über diesen glücklichen Ausgang und eine frohe besinnliche Weihnacht

mit dem neuen süßen Hausgenossen.

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Was WÖRPEL gedacht oder nicht gedacht hat und ob sie glücklich war oder sich vor lauter Wut ihre kurzen, roten, stoppeligen Haare ausgerupft hat, blieb im Verborgenen.
Das hat aber niemanden auch nur im geringsten interessiert.

Was das Tierheim Aachen angeht, so denke ich nach wie vor, dass es eine klasse Einrichtung ist.

Die getragen wird von vielen uneigennützigen netten freundlichen Helfern und Verantwortlichen, dem auch ein kleines scharzes Schaf nicht wirklich Schaden zufügen kann.

Und da der Neuzuwachs quasi aus einer Schnapsidee heraus hierher zu uns kam und immer nur Unfug im Hirn hatte, passte der Name WHISKY einfach vortrefflich.

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