Heutzutage liegen die Brunnen natürlich nicht mehr so offen in der Gegend herum.
Früher jedoch war das anders, da haben die Bürger die Vorzüge der heißen Quellen gerne im Alltag genutz, um sich die Arbeit zu erleichtern.
Einer der historischen Brunnen war der Kollert. Die Waschmaschine des Altertums, in dem die Frauen die schmutzige Wäsche zum schrubben hineinwarfen.
Angeblich hauste im Kollert ein Untier, das Bahkauv (= Bachkalb).
Bezüglich seines Aussehens, nun da weiß man nichts genaues,
kam es doch nur in der Dunkelheit ans Tageslicht.
Klar wer will schon kiloweise schmutzige Klamotten auf den Schädel geworfen bekommen? Und nächtliche Umtriebigkeit schlägt voll aufs Gemüt und macht müde.
Da es nicht am gesellschaftlichen Leben teil nahm und auch nie zur Pediküre ging, hatte es verdammt lange Krallen, war schuppig und hatte vermutlich auch noch Mundgerucht, einen langen Schwanz hat man ihm dann auch noch angedichtet.
Nicht gerade die optimalen Veraussetzungen, um Freundschaften zu knüpfen.
So war das Bahkauv immer mies drauf und lauerte nachts den Heimkehrern auf.
Da war es allerdings wählerisch, denn sein Hauptaugenmerk war auf diejenigen gerichtet, die sich dem feucht fröhlichen Genuß des Gegohrenen hingegeben hatten.
Schwankte man also nach Verlust der Muttersprache und der Koordinationsfähigkeit an dem Kollert vorbei, da sprang es dem Torkelnden auf den Rücken und klaute im schließlich noch die letzten Groschen aus der Tasche.
Die Frauen fühlten sich von den angegriffenen Heimkehrern mächtig veräppelt, unterstellten sie ihnen doch, die Kohle auf den Kopf gehauen zu haben und sich lediglich einer billigen Ausrede gegen mögliche Brillenhämatome zu bedienen.
Die Opferzahl stieg gewaltig an und die Beliebtheit des Bahkauv sank auf den Nullpunkt.
Die einzigen Pluspunkte sammelte das Bahkauv bei den Ehefrauen, dadurch, dass viele Gatten sich erst gar nicht mehr der feuchten Fröhlichkeit hingaben. Das wiederum war der Gastronomie ein Dorn im Auge.
Dann eines Tages hatte der Wächter des Jakobstores einen lichten Augenblick. Er behauptete das Bahkaub gesehen zu haben.
Das machte ihn natürlich sofort zum Sympathieträger der Aachener und er hatte den ehrenwerten Job das Viech zu fangen.
Voller Elan machte er sich auf die Jagd, war aber nicht gerade glücklich bei der Erfüllung seines Auftrages.
Kam er doch immer das gewisse Sekündchen zu Spät zum Tatort.
Das war ja dann wohl nichts oder vielleicht war die Aufgabe auch ein wenig zu groß für den Wächter.
Der Schmied war dann mal wieder der, der die Sache richten sollte.
Der hatte sich einen schönen Abend in seiner Stammkneipe die -Kette- gemacht und schlenderte mit seinem Schwarzeneggerkörper am Kollert vorbei, als er ein Geräusch hinter sich hörte. Der Schmied hatte keine Angst, hatte er doch Arme so groß, wie manch einem sein Oberschenkel, darum schlenderte locker weiter.
Plötzlich sprang ihm etwas in das Genick.Für den Schmied mußte das wohl eher eine Belästigung als ein Angriff gewesen sein, denn er griff sich das Etwas und scheuderte es mal mit richtig Schwung auf den Asphalt.
Das hat das Etwas richtig mitgenommen und es krümmte sich vor Schmerzen am Boden.
Dieser Radau sorgte in kurzer Zeit für eine Ansammlung von schaulustigen Anwohnern.
Mit so einem starken Schmied an der Seite, hat man sich das Viech mal genauer angesehen.
Es war der Wächter der fiese Möb.
Hätte er sich doch auch mal mit der Geschichte Aachens auseinandergesetzt, dann hätte er vermutlich die Finger von dem Schmied gelassen.
Der Wächter hat auf jedenfall mächtig eins übergebraten bekommen und wurde aus der Stadt gejagt.
Endlich konnten sich die Männer wieder der Völlerrei hingeben.
Die ein oder andere Ehefrau, hätte vermutlich das Bahkauv lieber noch eine Weile behalten!